Während ich diesen Brief für Sie schreibe, tobt noch Fasching. Gut gelaunte Menschen, verkleidet, mit Schminke im Gesicht begegnen mir auf den Straßen. Doch morgen, am Aschermittwoch ist alles vorbei. Mit Fasching.
Dann beginnt – ja, was? Viele wissen gar nicht mehr, was die kommenden Wochen füllt. Für manche beginnt die Fastenzeit. Den Begriff „Fasten“ kennen wir: Fastenkuren, Heil-, Intervall-, Basenfasten, Abnehmen ohne zu fasten. Manche verzichten in der Zeit bis Ostern bewusst auf etwas Liebgewonnenes: Schokolade, Fernsehen oder ähnliches.
Die christlichen Kirchen gedenken in den Wochen bis Ostern des Leidens und Sterbens Jesu – Passionszeit. Leidenszeit. Jede und jeder kennt solche ähnlichen Zeiten im eigenen Leben, die von Leid und Schmerz, Tod und Trauer durchzogen sind. Was hilft da? Liebe hilft. Sie hilft im Leid. Nichts anderes hilft der Seele.
Jesu Leidensgeschichte ist von Liebe durchzogen, bestimmt, getragen. Er erfährt Gottes Liebe, die ihn stärkt; er lässt sein Leben von ihr durchzogen sein, lässt sich von ihr tragen, sogar bis ans Kreuz; er hält an ihr fest, auch wenn er sich von Gott verlassen fühlte. Was für eine Liebe! Jesu Leidensgeschichte (nach dem Johannesevangelium) beginnt mit einer kleinen Liebesgeschichte: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. Ein kleines Zeichen der Liebe, das sie weitergeben sollen.
Zu kleinen Zeichen der Liebe ermutigt Jesus auch uns. Es sind kleine Liebesdienste, die einem Leidenden zeigen: Ich bin für dich da. Ich halte dein Leiden mit dir aus. Das mag ein Anruf sein, ein Briefgruß, die Einladung zu einem Spaziergang im Frühlingslicht, die ehrlich gemeinte Frage: Wie geht es dir?, eine Umarmung, ein Lächeln, ein gereichtes Taschentuch gegen die Tränen …
Es wäre großartig, wir würden mit offenem Herzen die Zeit bis Ostern durchlieben und aufeinander achten und füreinander da sein. In Liebe. Für Liebe. Durch Liebe. Liebe im Sinne Jesu.
Ich wünsche Ihnen eine mit viel Liebe gefüllte Zeit.
Ihre Kathrin Fuchs, Pfarrerin