Ecclesia – Kirche, Gemeinschaft, die Herausgerufene
(zu Lukas 14, 26.27)
Dennoch –
Dennoch bin ich gerufen.
Dennoch bin ich gemeint. Gerade ich.
Herausgerufen aus meinem Alltag, der mich oft gefangen nimmt:
Die viele Arbeit, die Sorgen der Kinder, die Wünsche der Eltern, man möge sie doch endlich mal wieder besuchen.
Herausgerufen aus meiner eingefahrenen Vorstellung,
aus der engen Tradition, aus Rollenzuschreibungen.
Herausgerufen aus Sackgassen und Irrwegen meines Lebens.
Herausgerufen aus Bequemlichkeit und Resignation,
aus Gleichgültigkeit.
Herausgerufen aus falschen Sicherheiten.
Herausgerufen aus dem Hamsterkäfig des „Es muss halt..:!“
Herausgerufen aus dem Tod mitten im Leben.
Herausgerufen. Ich. Gerade ich. Auch ich.
Neben anderen.
Dennoch –
Dennoch bin ich gerufen.
Dennoch bin ich gemeint. Gerade ich.
Auch wenn ich meine Ohren verschließe,
und Seine Wahrheit nicht hören will.
Auch wenn ich mein Herz versteinere,
und Seine Liebe nicht spüren will.
Auch wenn ich meine Augen zukneife, und nicht sehen will, wie gut Er es macht mit seinen Menschen, mit seiner Welt.
Auch wenn ich meine Hände zu Fäusten balle, und Seinen Frieden mit Füßen trete.
Auch wenn ich meine Füße stillhalte,
und Seinen Weg nicht betreten will.
Auch wenn ich meinen Verstand ausschalte,
und Seine Worte relativiere.
Auch wenn ich meinen Mund öffne,
und meine Zweifel laut herausschreie.
Dennoch –
Dennoch bin ich gerufen.
Dennoch bin ich gemeint. Gerade ich.
Hineingerufen in seine Nachfolge:
Ermutigt loszulassen und hinter mir zu lassen,
was mich gefangen nimmt,
was mich einengt,
was mich krankmacht,
was mich kaputtmacht,
was mich bindet,
was mich verpflichtet,
was mir Zwänge auferlegt,
was mich niederdrückt,
was mir die Luft zum Atmen nimmt,
was mir die Lebenslust abtötet.
Dennoch –
Dennoch bin ich gerufen.
Dennoch bin ich gemeint. Gerade ich.
Hineingerufen in seine Nachfolge:
Bestärkt meinen eigenen Weg zu gehen,
unabhängig von anderen,
unabhängig von der Erwartung anderer,
unabhängig von Konventionen.
Gestärkt selbst zu entscheiden: Ja oder Nein, Nein oder Ja,
ohne jedes vielleicht,
ohne jedes „keine Ahnung“.
Dennoch –
Dennoch bin ich gerufen.
Dennoch bin ich gemeint. Gerade ich.
Trotz der Gefahr zu versagen.
Trotz der Möglichkeit zu fehlen.
Trotz der Verzagtheit, meine Schritte zu gehen.
Trotz der Mutlosigkeit, die mich immer wieder überkommt.
Trotz der Fragen, die mich nicht schlafen lassen.
Trotz der Unruhe, die mich hin und her wirft.
Trotz des Nichtwissen, wie es weitergeht.
Trotz der Traurigkeit, die mich lähmt.
Trotz des Trotzes, der mich blind macht.
Trotz der Irrläufer, denen ich nacheile.
Trotz der dumpfen Leere, die mich erfasst.
Trotz des Nachplapperns von schlauen Worten,
die – kaum ausgesprochen – schon schal sind.
Dennoch –
Dennoch bin ich gerufen.
Dennoch bin ich gemeint. Gerade ich.
Angefüllt mit Segen,
selbstbewusst Ja zu Jesus zu sagen,
mich nicht hinter anderen zu verstecken,
andere nicht zu meinem Sprachrohr zu machen,
allein mich für meinen Weg verantwortlich zu zeigen,
für meine eigenen Entscheidung einzustehen,
mich der Zu-mutung Jesu zu stellen,
die Herausforderung Jesu anzunehmen
und zu lieben - ohne Wenn und Aber,
zu lieben - ganz und gar,
zu lieben, mit allem, was in mir ist,
mich fraglos lieben zu lassen, so, wie ich bin,
als Gesegnete zum Segen zu werden.
Ach, wär´ das schön!
Das wär ein glückendes Leben voller Vertrauen und Zuversicht.
Eine Möglichkeit, auch für mich?
Dennoch –-
Dennoch bleibe ich stets bei dir, mein Gott.
Amen.