Brief an die Gemeinde - Gruß für Mai/Juni 2012
Hände. Kinderhände. Ganz eindeutig. Sie gehören zu Kindern aus unserer Kita „Sternenwelt“.
Hände. Sonne. Wie Sonnenstrahlen sind sie angeordnet; ausgerichtet auf eine imaginäre Mitte. Ihre kleinen Gesichter kann ich mir gut vorstellen, wie sie strahlen. Viel Spaß hatten sie beim Photographieren, so erzählten sie mir. Das sieht man auch, finde ich.
Hände. Die meisten nach oben geöffnet. Ein paar suchen noch ihren Platz zwischen all den anderen. Manche schon sanft geschlossen. Jede könnte eine Geschichte erzählen: die mit dem Nagellack oder die mit der kleinen Wunde oder die mit dem stämmigen Daumen. Alle ganz unterschiedlich. Jede hinterlässt ganz eigene Fingerabdrücke.
Der Fingerabdruck zeigt die Unverwechselbarkeit von Menschen. Jeder ist anders. Jeder hat Gaben. Jeder hat Schwächen. Und das ist gut so. Zweimal die gleichen Menschen? Zweimal Ich – das wäre ja gar nicht zum Aushalten… Eines ist bei allen Menschen jedoch gleich: dass wir alle Gottes geliebte Kinder sind, so wie wir sind. Paulus, der - weiß Gott - nicht die Idealbesetzung für Gemeindeleitung war (nach unseren Maßstäben), bekennt: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ 1 Korinther 15, 10, so der Monatsspruch für Juni. Paulus hat seine Hände ausgestreckt, bereit zu empfangen. Wie die Kinderhände.
Ein Bonbon, das ruckzuck in jeder noch so kleinen Hand verschwindet? Einen Apfel mit glatter Haut? Ein Geschenk, gemeinsam für alle? Einen Krabbelkäfer, der so lustig auf der Handinnenfläche kitzelt oder einen Regenwurm, der kalt sich ringelt? Einen Wassertropfen, der sich seinen Weg in der Hand bahnt ? Eine andere Hand, die die kleine aus dem Kreis führt? Mit einem Nichtschen? Das weiß ich alles nicht. Aber was ich weiß: Gott füllt die Hände – mit seiner Gnade, mit Segen. Gott füllt die kleinen Hände, die noch das Leben in seiner Fülle begreifen wollen, mit Zuversicht. Gott füllt die rauhen, gebeutelten Hände mit Stärke. Gott füllt die schwieligen Hände mit Zeit. Gott füllt die faltigen Hände mit Ruhe. Gott füllt die sterbenden Hände mit ewigem Leben. Dabei gibt er keinem alles und keinem nichts.
Bei Gott ist die Fülle des Lebens. Wir brauchen wie die Kinder nur unsere Hände ausstrecken – und ich bin sicher, sie können Gottes Fülle gar nicht fassen. So viel Fülle und Leben und Segen und Gnade hat Gott für einen jeden von uns übrig.
Pfarrerin Kathrin Fuchs